Deutschland – Gibt es zu viele Krankenkassen?

  In den letzten vier Jahrzehnten ist die Zahl der gesetzlichen Krankenversicherungen in Deutschland deutlich gesunken: Tummelten sich Anfang der 1970er-Jahre noch 1800 unterschiedliche Anbieter am Markt, sind heute nur noch rund 200 übrig.
Kritikern ist aber selbst diese Zahl noch zu hoch – sie fordern im Extremfall eine riesige Einheitskasse, um die Verwaltungskosten zu drücken. Der am 01.01.2009 eingeführte Gesundheitsfonds gibt dieser Position theoretisch recht. Weil seitdem alle Kassen praktisch identische Leistungen zu einem einheitlichen Tarif anbieten, kann von einem echten Konkurrenzkampf keine Rede mehr sein. Bis zu vier Milliarden Euro Einsparpotenzial wittern manche Experten in einer radikalen Reform des aktuellen Systems. Einen solchen Schritt würde jeder gesetzlich Versicherte deutlich im Geldbeutel spüren – der monatliche Beitrag könnte damit um 0,4 Prozent sinken.
Die Rechnung hat jedoch einen empfindlichen Schönheitsfehler. In der Vergangenheit glänzten kleine Betriebskrankenkassen fast immer mit weitaus geringeren Verwaltungskosten als ihre vergleichsweise riesigen Rivalen. Aufgeblähte Strukturen und überhöhte Vorstandsgehälter machen den Einspareffekten rasch den Garaus.
Und auch die straffeste Verwaltung würde an einem viel tief greifendem Problem nichts ändern: Im Paragraphendschungel müssen die Kassen eine Flut gesetzlicher Regelungen beachten, die ihre Kosten zwangsläufig in die Höhe treiben. So lange sich die Politik nicht auf einfachere Regelungen einigt, bleibt der Gesundheitsmarkt auch mit wenigen Kassen ein teures Pflaster. 
 

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